Innenausschuss 5. September
Gesetz über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen:
Die Einrichtung einer oder eines unabhängigen Polizeibeauftragten stärkt die Bürgerrechte, die parlamentarische Kontrolle und das Vertrauen in die Polizei. Polizist*innen und Bürger*innen können sich künftig ohne Angst vor Konsequenzen an den oder die Beauftragte*n wenden, während Beschwerden unabhängig und schnell geprüft werden. Der oder die Beauftragte erhält umfassende Befugnisse, wie Akteneinsicht und das Recht zur Befragung von Zeug*innen, um strukturelle Mängel aufzuklären. Am 04.07.2024 wurde der Gesetzentwurf im Plenum diskutiert. Im Ausschuss beschlossen wir das weitere Verfahren. Am 12.11.2024 findet eine Anhörung hierzu statt.
Den Gesetzesentwurf findest du hier.
Vorstellung der Ergebnisse des Projekts zur Klassifikation von Todesopfern rechter Gewalt in NRW (ToreG):
Im Jahr 2022 startete das Projekt „Todesopfer rechter Gewalt“ (ToreG NRW) im Landeskriminalamt NRW, um Grenzfälle nach aktuellen Kriterien politisch motivierter Kriminalität (PMK) neu zu bewerten. Das Projektteam legte inzwischen seinen Abschlussbericht vor und untersuchte 30 Fälle, die unter den heutigen Standards des Kriminalpolizeilichen Meldedienstes (KPMD-PMK) neu bewertet wurden. In sieben der untersuchten Fälle wurden überzeugende Hinweise auf eine rechte politische Motivationslage gefunden. Diese Neubewertung ist besonders wichtig, um sicherzustellen, dass alle politisch motivierten Tötungsdelikte korrekt erfasst und im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert werden, was entscheidend für eine gerechte Aufarbeitung und künftige Prävention ist.
Vorstellung des Maßnahmenkonzepts gegen Messergewalt im öffentlichen Raum:
Das Maßnahmenkonzept zur Bekämpfung von Messergewalt im öffentlichen Raum zielt darauf ab, die zunehmende Messerkriminalität effektiv einzudämmen. Das LKA NRW reagiert auf die steigenden Fallzahlen von Messerattacken, die oft schwere oder lebensgefährliche Verletzungen verursachen, mit gezielten repressiven und präventiven Maßnahmen. Grundlage des Konzepts ist eine umfassende Datenanalyse, um sicherzustellen, dass polizeiliche Aktionen nachhaltig wirken. Flächendeckende Kontrollen und eine klare Ansprache sollen potenzielle Täter*innen abschrecken und konsequent geahndet werden.
Wie ist die Entwicklung bei queerfeindlichen Übergriffen in Nordrhein-Westfalen?
Seit dem 1. Januar 2018 wurden in NRW 490 queerfeindliche Straftaten erfasst (Stand: 28.08.2024). Die meisten dieser politisch motivierten Taten fallen in die Kategorien Beleidigung, Sachbeschädigung, Volksverhetzung und Propagandadelikte. Häufig verzichten Betroffene jedoch auf eine Anzeige. Es ist wichtig, das Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden zu stärken und eine Umgebung zu schaffen, in der sich alle sicher fühlen, ihre Stimme zu erheben. Ein wichtiges Beispiel hierfür ist die spezielle Ansprechstelle für queere Menschen bei der Staatsanwaltschaft Köln, die seit August 2022 besteht und darauf abzielt, das Dunkelfeld queerfeindlicher Straftaten zu beleuchten.
Wie viele Ermittler werden zur Bekämpfung von Cyberkriminalität eingestellt?
Die Bekämpfung von Cybercrime stellt für die Polizei NRW angesichts der zunehmenden Digitalisierung und steigender Fallzahlen einen strategischen Schwerpunkt dar. Bereits 2011 wurde das Cybercrime-Kompetenzzentrum im Landeskriminalamt eingerichtet und kontinuierlich ausgebaut, um die über 300 Spezialist*innen optimal zu bündeln. Im Juli 2024 wurde eine organisatorische Neustrukturierung vollzogen, die spezifische Kriminalinspektionen Cybercrime in sechs großen Städten etablierte, um die Ermittlungen zu professionalisieren. Die Landesregierung hat zur Umsetzung der genannten Verbesserungen zusätzlich 94 neue Stellen eingeplant. Zudem wurde die Ausbildung durch den neuen Bachelorstudiengang „Cyberkriminalistik/Digitale Forensik“ am „Cyber Campus Nordrhein-Westfalen“ gestärkt, um die Polizei auf die Herausforderungen der Cyberkriminalität besser vorzubereiten.
Aufzeichnung und Tagesordnung vom 5. September.
Innenausschuss 26. September
Aktueller Sachstand der Ermittlungen zum Terroranschlag in Solingen am 23. August 2024 i.V.m. Terroranschlag in Solingen
Die Ermittlungen zum Terroranschlag in Solingen vom 23. August 2024 laufen weiterhin auf Hochtouren und werden in enger Abstimmung zwischen der Polizei und dem Generalbundesanwalt geführt. Insgesamt arbeiten 56 Polizeibeamte und zwei Regierungsbeschäftigte in der „Ermittlungskommission Dolor“, um den Fall lückenlos aufzuklären.
Die Vernehmung von Zeugen und die Auswertung von sichergestellten Datenträgern und eingegangenen Hinweisen dauern aktuell an. Ziel der Ermittlungen ist es, den genauen Tathergang aufzuklären und mögliche weitere Verdächtige oder Hintergründe zu identifizieren.
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Wie viele Ermittler werden zur Bekämpfung von Cyberkriminalität eingestellt?
Die Bekämpfung der Cyberkriminalität ist in NRW ein zentraler Schwerpunkt. Um den wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden, wurden bereits zwei wesentliche Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt: Investitionen in die personelle und technische Ausstattung sowie die Stärkung des Cybercrime-Kompetenzzentrums. Außerdem wurde die Cybersicherheitsstrategie des Landes fortgeschrieben und weiterentwickelt.
Über 300 Ermittler und IT-Spezialisten arbeiten gemeinsam daran, digitale Verbrechen aufzuklären. In sechs Kreispolizeibehörden wurden zudem spezielle Kriminalinspektionen eingerichtet, unterstützt von „Interventionsteams Digitale Tatorte“, die modernste Technik zur schnellen Sicherung von Daten nutzen.
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Schusswaffeneinsätze der Polizei
Im Jahr 2024 wurden bis Mitte September neun Schusswaffeneinsätze durch die Polizei in NRW gemeldet, von denen vier tödlich verliefen. Diese Zahl ist vergleichbar mit den Vorjahren: 2022 gab es 17 Einsätze mit vier tödlichen Verletzungen, 2023 waren es 18 Einsätze, bei denen drei Personen ums Leben kamen. Die Ermittlungen zu den jüngsten Vorfällen in Bonn, Moers und Recklinghausen laufen noch. Trotz der hohen Zahl von Schusswaffeneinsätzen zeigt sich bislang keine signifikante Steigerung gegenüber den Vorjahren.
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Aktivitäten des extremistisch-salafistischen Predigers Pierre Vogel in NRW
Pierre Vogel, eine prominente Figur der salafistischen Szene in Deutschland, betreibt seit 2023 ein Kampfsportzentrum in Bergheim, in dem er vor allem Jugendliche trainiert. Salafistische Prediger wie Vogel nutzen niedrigschwellige Zugänge, um Jugendliche über Themen wie Kampfsport anzusprechen und sich als Ansprechpartner für deren Alltagsprobleme zu positionieren. Das Innenministerium und die örtlichen Behörden beobachten die Aktivitäten aufmerksam, haben aber aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen bisher keine Möglichkeit zum Einschreiten. Der Verfassungsschutz setzt auf Präventionsprogramme wie „Wegweiser“, um der Radikalisierung durch extremistische Onlineprediger entgegenzuwirken.
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Aufzeichnung und Tagesordnung vom 26. September.